Bereits 1919 wurden die ersten Versuche mit Funkanwendungen bei Polizeibehörden verschiedener Länder unternommen.
So sind mir folgende Anwendungen bzw. Versuche bekannt:
1919 – Polizei in Berkeley, Großbritannien, vermutlich Langwelle / Mittelwelle, Versuche
1920 – Polizei in Detroit, USA, Mittelwelle, Versuche
1919 – Polizei in Deutschland, Langwelle - Echteinsatz
1924 – Feuerwehr Magdeburg, vermutlich Langwelle / Mittelwelle
1933 - Polizei in Bayonne, New Jersey (USA), Echteinsatz
1934 – Polizei in Paris, Frankreich, Echteinsatz mit 50 Fahrzeugen
1934 – Telefunken-Geräte bei Polizeibehörden in Deutschland, Langwelle / Mittelwelle, Echteinsatz
1938 – Polizei in New York (USA), Echteinsatz
In Deutschland begann die Entwicklung des Polizeifunks in den Jahren 1919 / 1920. Sie ging von mehreren Stellen aus. Geprägt war sie überwiegend von Selbstbaugeräten, aber auch alte Militärfunkgeräte aus dem ersten Weltkrieg wurden verwendet. Genutzt wurden Frequenzen im Langwellenbereich. Eine Vereinheitlichung der Technik erfolgte etwa 1929.
Bereits 1923 gab es ein festes Funknetz zwischen der Polizeihauptfunkstelle in Berlin und den Polizeileitfunkstellen sowie den Polizeileitfunkstellen und den Polizeifunkstellen. Dieses Netz wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut und den Bedürfnisses angepaßt. Als Betriebsart wurde praktisch ausschließlich Telegrafie verwendet. Auch gab es in den Jahren 1929 bis 1932 Versuche mit Bildfunk. Die Technik konnte sich aber zu der damaligen Zeit noch nicht durchsetzen.
Neben dem Polizeifunknetz gab es ab 1929 bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges auch ein (allerdings auf Europa beschränktes) Internationales Polizeifunknetz. Die Hauptfunkstelle dieses Netzes war ebenfalls in Berlin ansässig.
In der Zeit bis zum 2. Weltkrieg gab es auch vereinzelt Fahrzeuge, die mit Funk ausgestattet waren. Hierbei handelte es sich aber eindeutig um Ausnahmen.
Nach Ende des 2. Weltkrieges ergaben sich vielfältige Probleme. Eine geordnete Struktur bei der Nutzung der Funktechnik gab es nicht. Hier war praktisch alles den einzelnen Dienststellen selbst überlassen. Vielfach wurde über die Deutsche Post altes Wehrmachtsgerät angemietet, da die Polizei selber kein eigenständiges Netz betreiben durfte und alleiniger Betreiber von Funkdiensten die Deutsche Post war.
Ab 1950 kam es dann wieder zu einer koordinierten Zusammenarbeit der Polizeidienststellen der Länder und des Bundes. Es wurde das Kurzwellenfunknetz der Polizei neu aufgebaut. Von den Strukturen war dieses Netz mit dem Funknetz der 20er und 30er Jahre vergleichbar. In der ehemaligen DDR wurde ein vergleichbares Netz aufgebaut.
Ab etwa 1950 wurde das FuG 4 als Mittel-/Kurzwellengerät im Frequenzbereich von 1500 bis 3800 kHz eingesetzt. Bei diesem Gerätetyp handelt es um ein ehemaliges Gerät der amerikanischen Armee, das nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in großen Stückzahlen in Deutschland verblieb und von der STEG für die Polizei aufgearbeitet wurde.
Für die schweren Funktrupps und als Feststationen wurden auch Geräte der ehemaligen Kriegsmarine, die auf Schlachtschiffen eingesetzt waren, genutzt. So wurde z.B. der im folgenden abgebildete Gerätetyp - der übrigens im Jahre 1938 hergestellt wurde - von 1953 bis Mitte der 70er Jahre beim Bundesgrenzschutz eingesetzt.
Nachfolger des FuG 4 war die im folgenden abgebildete Anlage von Lorenz mit einer Sendeleistung von 100 Watt.
Sie bestand aus dem Lorenz-Sender FuS 4, dem Lorenz-Empfänger FuE 5 und dem dazu gehörenden
Netzgerät NG 4.
In dieser
Anlage diente der E 348 des FuG 4 - umlackiert in das nun typische dunkelgrün - als zusätzlicher
Überwachungsempfänger. Diese Anlagen wurden von 1956 bis 1978 eingesetzt.
Lorenz stattete den Funkkraftwagen FuKw M (GW) und den Funkkraftwagen L (GW) auf Basis des Unimog 1959 für z.B. den Bundesgrenzschutz mit dieser Technik komplett aus.
Mitte der 60er Jahre wurde beim Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei) das FuG 15 eingeführt. Hierbei handelte es sich um englisches Gerät der Firma Redifon.
Bei der Polizei gab es bis vor ein paar Jahren ein bundesweites
Kurzwellennetz in Deutschland. Zentrale war die
Polizeihauptfunkstelle BUND. Betreiber und Personal waren der BGS
Heimertzheim. Jedes Bundesland hatte eine Polizeihauptfunkstelle in
der jeweiligen Landeshauptstadt. Auch gab es entsprechende
Funkstellen bei den Regierungspräsidien. Weiterhin gab es eine
Polizeifunkstelle in Berlin und eine beim BKA in Wiesbaden.
Jedes Bundesland hatte
zusätzlich noch eine mobile Komponente, meistens auf Mercedes
911er Basis mit vergleichbarer Ausstattung. Nach der Wende wurde in
den neuen Bundesländern diese Technik nicht mehr eingeführt.
Überwiegend wurde auf Kurzwelle ein Fernschreibfunknetz als Überlagerung für das normale Fernschreibnetz der Polizei betrieben. Der Fernschreibfunkverkehr wurde verschlüsselt durchgeführt.
Hier der Mitschnitt eines Funkfernschreibens auf Kurzwelle.
Es wurde jedoch auch der klassische Tastfunk (Morsetelegrafie) eingesetzt.
Neben der klassischen Morsetaste (in der Regel eine Junker) gab es zur schnellen und sicheren Abwicklung des Telegrafieverkehrs maschinelle Hilfsmittel.
Die im folgenden aufgeführten Geräte sind Bestandteil meiner Sammlung und waren
bei der hessischen Polizei im Einsatz
- Hell TL 1 Tastenlocher
- Hell MG 23 Morsegeber
- Hell UR 39 Morserecorder
- Hell EG 5021 elektronischer Umsetzer
In den 70er Jahren wurde hier als Empfänger Geräte des Typs EK47 von Rohde und Schwarz eingesetzt. Zu dem Gerätesatz gehörte auch der Telegrafie-Demodulator NZ47 von R+S.
Geräte der Fernschreibtechnik, die auch für den Kurzwellenfunk genutzt wurden, sind hier beschrieben.
Im englischsprachigen Usenet fand ich die hier abgebildete Beschreibung zu den Frequenzen und dem Aufbau der Funkverbindungen. Der Artikel ist von Mai 1993.
Im Bereich der ehemaligen DDR gab es ein vergleichbares Kurzwellenfunknetz zwischen den Kreis- und Bezirkspolizeibehörden und dem Innenministerium in Berlin. Die in der DDR verwendeten Geräte können im Technikmuseum der Landespolizeidirektion Zentrale Dienste Sachsen, IuK-Schulungs- und Referenzzentrum Dommitzsch, Weidenhainer Weg 16, 04880 Dommitzsch nach Terminvereinbarung besichtigt werden.
Das oben kurz beschriebene Kurzwellenfunknetz der Polizei besteht
seit mehreren Jahren in dieser komplexen Form nicht mehr.
Zwischen den stationären Funkstellen des Bundes und der Länder ist
auch heute noch auf den entsprechenden Kurzwellenfrequenzen regelmäßig
verschlüsselter Funkfernschreibverkehr festzustellen.
Neben den stationären Funkstellen in den einzelnen Bundesländern
hält zumindestens die Bundespolizei jedoch
auch heute noch als Rückfallebene bei Ausfall anderer
Kommunikationswege in speziellen Funktrupps Kurzwellengeräte
vor. Seitens der Bundespolizei wird der Kurzwellenfunk auch für die Kommunikation
mit im Ausland befindlichen Kräften genutzt.
Aktuell (Stand 2012) werden Geräte der Serie HRM 7000 von Telefunken Racoms genutzt.
Kurzwellenfunk wurde auch seitens der Hilfsorganisationen eingesetzt. Die Malteser waren von 1966 bis 1975 im Auftrag der Bundesregierung in Vietnam tätig. Für die Kommunikation zwischen den Helfern in Vietnam und dem Generalsekretariat des Malteser-Hilfsdienstes in Köln wurde ebenfalls Kurzwellenfunk genutzt. Heute noch werden die Auslandseinsätze z.B. des THW oder DRK auch über Kurzwelle geleitet.
Die folgende Abbildung zeigt den Generalsekretär des Malteser Hilfsdienstes, Herrn Georg von Truszczynski vor der Kurzwellenfunkanlage des Generalsekretariates der Malteser in Köln während eines Funkgespräches mit dem Malteser-Team in DaNang (Vietnam). Die Aufnahme entstand vermutlich im März 1975.
Die Bereitschaftspolizei Wuppertal hat auf einer Seite dem FuKw E beschrieben, in dem eine Grenz / Kurzwellen-Funkanlage für den fehlergesicherten Fernschreibfunkbetrieb mit Online Ver- und Entschlüsselung (bis zum Geheimhaltungsgrad VS-Geheim) installiert ist. Es besteht hierbei auch die Möglichkeit, Sprech- und Morsebetrieb durchzuführen.
Die folgenden Abbildungen stammen aus dem Bericht zur Messungen der elektrischen und magnetischen Feldstärken an einem Kurzwellen-Funkkraftwagen (FuKwM) der Polizei des Saarlandes des PTI aus Juni 1997. Der abgebildete Kurzwellen Funkkraftwagen M (FuKwM) der saarländischen Polizei war 1997 mit dem 1 kW Kurzwellensender SK 1 / 3901 von Rohde & Schwarz ausgerüstet. Auf den Abbildungen ist zum Teil auch die für die Messung verwendete Technik des PTI zu sehen.
Der im folgenden Bild abgebildete Kurzwellensender von Rohde & Schwarz wurde normal mit 100 Watt gefahren, es waren aber auch Sendeleistungen von 400 W, 800 W und 1,2 kW durch Umschalten möglich. Es war einer Landespolizeihauptfunkstelle eingesetzt. Es handelt sich um eine Kombination aus verschiedenen Einzelteilen in 19 Zoll Einschubtechnik.
Hier die 800 Watt Kurzwellenanlage aus einem schweren Funktruppwagen des Bundesgrenzschutzes, die von 1959 bis 1980 im Einsatz war.
Hier noch das Bild eines Telefunken S-237 Kurzwellen-Senders
und eines Kurzwellen-Empfängers, die Bestandteil der fernmeldetechnischen Lehrmittelsammlung der Bundespolizeiakademie in Lübeck sin.
Bei der Bundespolizei wurde auch das Agentenfunkgerät ESK 632 von Telefunken, auch als SEM-78 bezeichnet, aus dem Jahre 1955 eingestzt.
Hier die Kurzwellen-Antenne der PolizeiHauptFunkStelle Mainz auf der Laubenheimer Höhe. Die Anlage ist mittlerweile abgebaut worden.
Hier zwei Bilder aus der Sendestelle des Regierungsbunkers in Kirspenich. Das erste Bild stammt etwa von 1970, das zweite Bild ist etwa von 1988.
Hier Bilder meiner Lorenz KW-Anlage
Hier Bilder meines Rohde und Schwarz EK 07