Obwohl der BOS-Funkverkehr von Außenstehenden nicht abgehört werden darf, so ist dies technisch doch sehr einfach möglich.
Da einige Dienststellen von Polizei etc. dies gar nicht lustig fanden, sind bereits recht früh Verfahren entwickelt worden, um dies zu unterbinden.
Das wohl älteste Verfahren ist der sog. Tarnschieber. Hier wird bestimmten Begriffen ein anderer Name oder eine Ziffer zugewiesen. Diese Tarnschieber sind auch heute noch häufig im Einsatz.
Um jedoch auch das Mithören dieser Informationen zu unterbinden, wurden technische Verfahren entwickelt. Informationen zu Verschleierungs- und Verschlüsselungsverfahren sind grundsätzlich als VS-nfD eingestuft. Daher sind öffentlich zugängige Informationen hierüber nicht erhältlich.
Das am weitesten verbreite Verfahren ist die Sprachverwürfelung mittels Invertern (Scamblern).
1956 - Lorenz SI 2
1956 - Lorenz SI 3
1965 - Lorenz SI 5
1972 - TELTRON SP 601
1975 - Telefunken SPV 1204
ca. 1975 - Bosch SVZ 8/9
1979 - BBC Vericrypt 1100
1979 - Bosch SVZ ( SVZ 12 ? )
1989 - Motorola SECURENET
1995 - Bosch FS 95
Inverter / Scrambler
Bereits Anfang der 50er Jahre entwickelte Lorenz einen einfachen Sprachinverter, der das Abhören von Polizeifeststationen durch Unberufene erschwerte.
Hier die Abbildung des SI 2 und die dazu gehörende Kurzbeschreibung aus dem Jahre 1956
Hier der Sprachinverter SI 3 für das Lorenz SEM 7 - FuG 5 nebst Kurzbeschreibung aus dem Jahre 1956.
Die Stadt München stellte in ihren Haushaltsplan für das Jahr 1955 22.785,-- DM für die Beschaffung von 15 weiteren Geräten zu den bereits vorhandenen 18 Geräten ein. Stückpreis somit 1.519,-- DM je Gerät.
obige Abbildung zeigt das Funkgerät FuG 5 / SEM 7 mit zusätzlichem Sprachinverter SI 3, eingebaut in einem Kofferraum eines BMW 501 (Barockengel) der Münchener Polizei.
In der Beschreibung für das SEL SEM 27-80 GWL aus dem Jahre 1965 wird der Sprachinverter SI 5
erwähnt.
Leider fehlen mir dazu weitere Informationen. Ich kann nur mit Kopien der entsprechenden Seiten aus
der Beschreibung und Bedienungsanweisung des SEM 27-80 GWL dienen.
Bei dem Verschleierungszusatz des Typ Teltron SP601 konnten über einen kleinen Drehschalter sechs unterschiedliche Modi eingestellt werden. Es handelt sich dabei um einen einfachen Inverter / Scrambler, der jedoch keine große Sicherheit bot.
Und so hört sich ein Funkspruch an:
Zu dem Gerät liegt mir eine Kurzbeschreibung und das Handbuch vor.
Weitere Informationen sind bei www.cryptomuseum.com nachlesbar.
Auch dieses Gerät wurde bei der polizeilichen BOS genutzt.
Von Telefunken wurde 1973 für das FuG 7b das Sprachverschleierungsgerät SPV 1204 und der Codeverwürfler CVW 1204 entwickelt. Von der Größe her war das Gerät selbst größer als das FuG 7b - fast doppelt so hoch wie das eigentliche Funkgerät. Hierzu war dann ein separates Bedienteil notwendig, an dem die Sprachverschleierung dann bei Bedarf eingeschaltet wurde.
Solche Geräte wurden bis etwa 1980 in einem Versuchsbetrieb getestet. Außerhalb des Versuchsbetriebs erlangten sie jedoch keine größere Verbreitung.
Ein solches Gerät ist Bestandteil der fernmeldetechnischen Lehrmittelsammlung der Bundespolizeiakademie in Lübeck. Im folgenden Abbildungen des Gerätes.
Von Bosch gab es Zusatzgeräte mit der Bezeichnung SVZ8/9, die zwei unterschiedliche Verschleierungsmodi beherrschten und zwischen Funkgerät und Handapparat geschaltet wurden.
Und so hört sich ein Funkspruch an:
Ab 1979 wurde dann das Vericrypt 1100 der Firma BBC als Sprachverschleierungsgerät bundesweit eingeführt. Der verwendete Schlüssel wurde regelmäßig (wöchentlich) geändert.
Hier ein BBC Vericrypt 1100, das mit dem FuG 7b oder auch den FuG 8b betrieben werden konnte. Hinter der verschließbaren Klappe befindet sich der Einschub für das Modul, das den Schlüssel enthielt. Ein solches Gerät ist Bestandteil der fernmeldetechnischen Lehrmittelsammlung der Bundespolizeiakademie in Lübeck.
Und so hört sich ein Funkspruch an:
Etwa 1978 / 1979 brachte Bosch ein weiteres Sprachverschleierungssystem auf den Markt.
Dieses konnte in die Bosch-Geräte des Typs FuG 8b (KF802) und FuG 10a bzw. 13a integriert werden. An diese Geräte wurde jeweils ein entsprechendes Erweiterungsmodul angesetzt.
Leider habe ich außer dem Informationsblatt von Bosch keinerlei weiteren Informationen zu der Technik.
Das dazu gehörende Schlüsselgerät trug die Bezeichnung SV 12.
Motorola brachte 1989 die Verschlüsselung SECURENET auf den deutschen Markt. Diese konnte in den Geräten des Typs FuG 10b / FuG 13b (MX 3010 / MX 3013 bzw. MTS 2010 / MTS 2013) nachgerüstet werden.
Und so hört sich das an.
Audio klar vor Verschlüsselung, klar nach Entschlüsselung, und in der zweiten Datei wie es kryptiert auf dem Funkkanal fr den Mithörer ohne diese Technik klingt.
Ich danke Ralph - DK5RAS für die Überlassung der Dateien.
Bosch entwickelte 1995 für die BOS das Kryptomodul FS95, das anders als das Vericrypt mittels einer Chipkarte arbeitete. Die Verschlüsselungstiefe war allerdings etwas geringer als bei den Vericryptgeräten. Es ergaben sich jedoch in Gleichwellenfunknetzen die selben Probleme wie bei den Vericrypt-Geräten, so das es nach einem Probebetrieb nicht zu einem größeren Einsatz der FS95 kam.
Auf der Webseite
http://www.funkempfang.de/funkempfang/3berichte/bosfunk/bosdigit.htm ist der Verschlüsselungszusatz
FS95 von Bosch Telecom für das FuG 8b abgebildet und grob beschrieben.
Eine Kopie der Seite finden Sie hier auch auf meinem Server.
Da Geräte für eine richtige Sprachverschlüsselung nicht gerade preisgünstig sind wurde auch immer nach kostengünstigen Alternativen gesucht.
Ein solches Verfahren ist die Invertierung mit einfachen Scramblern. Sie bieten allerdings nur einen geringen Schutz, da die dafür erforderlichen Bauteile frei verfügbar sind und das Verfahren als solches gut dokumentiert ist.
Hier ein Bild eines FuG 8b-1, bei dem anstelle der sonst üblichen Rauschsperre der im Bedienteil eingebaute Sprachverschleierungszusatz eingeschaltet wird.
Hier ein Sprachverschlüsselungsmodul (Scrambler) von Bosch für das KF 802 FuG 8b.