Ab 1979 wurde dann der Sprachverschleierungszusatz Vericrypt 1100 der Firma BBC eingeführt. In diesem Gerät wird die Sprache in Zeitsegmente von 30 ms Länge zerlegt, die im Sender gespeichert werden. Diese Zeitscheiben werden dann in einer anderen Reihenfolge auf dem Funkwege übertragen. Dieses Signal ist praktisch nicht mehr verständlich. Im Empfänger wird die ursprüngliche Reihenfolge wieder hergestellt. Dabei erfolgt lediglich eine Verzögerung von ca. 0.5 Sekunden. Um die Synchronisation von Sender und Empfänger sicherzustellen wird im Sprachband ein Synchronsignal mit übertragen. Dieses Synchronsignal besteht aus einem Datensignal von ca. 100 Baud in Tonfrequenzumtastung. Aufgrund der dahinter liegenden Verschlüsselungstechnik mit besonderen Schlüsseln gilt dieses Verfahren als relativ sicher. Der verwendete 6-stellige Schlüssel (somit 1 Million mögliche Schlüssel) wurde regelmäßig (wöchentlich) geändert.
Die bundesweit einheitliche Beschaffung war 1991 abgeschlossen.
Und so hört sich ein Funkspruch an:
BBC stellte 1993 die Produktion der Vericrypt-Geräte ein.
Hier ein BBC Vericrypt 1100, das mit dem FuG 7b oder auch den FuG 8b betrieben werden konnte. Hinter der verschließbaren Klappe befindet sich der Einschub für das Modul, das den Schlüssel enthielt. Ein solches Gerät ist Bestandteil der fernmeldetechnischen Lehrmittelsammlung der Bundespolizeiakademie in Lübeck.
Aufgrund des Kostenfaktors - ein Gerät kostete etwa 5.700,-- DM / somit praktisch das doppelte eines Funkgerätes des Typs FuG 7b / FuG 8b - sind sie nicht durchgängig für alle Polizeifahrzeuge eingeführt worden. Als besonders aufwendig stellte sich die Verteilung der Kryptoschlüssel dar, die in jedem Gerät manuell geändert werden mußten.
Interessante Detailinformationen zur Einführung und Vorhaltung der Geräte gibt ein Dokument aus dem Bayerischen Landtag von März 1994, das hier in Abschrift hinterlegt ist.
Wenn Interesse an Bildern des "Innenlebens" des Vericrypt 1100 besteht, so klicken Sie bitte hier.
Mir liegt der Schaltplan für das Steckerfeld für Mobiladapter vor.
Hier eine Abbildung eines neueren BBC Vericrypt
Das Vericrypt 1100 gab es auch als fest angebautes Zusatzmodul für das Telefunken FuG 13a.
Hier die Ausführung mit dem Vericrypt-Modul im Vergleich zu dem normalen FuG 13a.
Für die Handfunkgeräte FuG 10 / 13 / 10a / 13a gab es auch ein kleines Zusatzmodul, das zwischen Funkgerät und Handbedienteil gesteckt wurde. Die beiden folgenden Bilder stammen von der Internetseite des Cryptomuseums.
Von Bosch gab es für das KF 802 FuG 8b ein fest mit dem Funkgerät zu verbindendes Zusatzteil, das die Bauteile des Verschleierungsgerätes aufnahm.
Auch bei der niederländischen Polizei wurden die Vericrypt 1100 eingesetzt.
Hier eine Doppelhalterung von Ascom/Teletron für die niederländische Polizei
mit der Aufnahmemöglichkeit von zwei Vericrypt 1100 Modulen zum Anschluß an zwei Funkgeräte.
Nachdem das Ministerium für Staatssicherheit (STASI) der ehemaligen DDR sich über die Schweiz ein Gerät beschafft hat, war das Verfahren bereits 1983 kompromitiert. Details über diesen Vorgang bei der STASI sind nachzulesen bei "Andreas Schmidt: Hauptabteilung III: Funkaufklärung und Funkabwehr (Handbuch). Hg. BStU. Berlin 1010" Seite 87. Das Vericrypt-Verfahren bot jedoch noch eine ausreichende Sicherheit gegen die sonstigen "Mithörer".
Hier ein Bild des "A004", mit dem die STASI den mit den Vericrypt-Geräten geführten verschleierten Funkverkehr in Echtzeit mithören konnte.
Auf den Internetseiten des Cryptomuseums sind vielfältige Informationen (in englisch) zur Verschlüsselungstechnik zu finden.
Das Cryptomuseum hat ebenfalls zum Vericrypt umfangreiche Informationen (in englisch) veröffentlicht.
Die Seite, die sehr ausführlich das BBC-Cryptophon 1100, den mit dem Vericrypt 1100 eng verwandten Vorgänger aus dem Jahre 1974 beschreibt, ist hier als Kopie hinterlegt. Google war so freundlich, und hat mir die Seite des Cryptomuseums ins Deutsche übersetzt.
