Notrufsystem 73

1  Notruftechnik

1.1 Aufgaben und Organisation

Die Möglichkeit, Notrufe von Überall im Staatsgebiet rasch, unkompliziert und sicher absetzen zu können, ist eine wesentliche Voraussetzung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Der Notrufdienst gehört zum Zuständigkeitsbereich der Bundesländer, wie auch das Polizeiwesen selbst. Für die technische Realisierung war das flächendeckend vorhandene Telefonnetz der DBP am besten geeignet. Die technische Zuständigkeit für die Übermittlung von Notrufen wurde deshalb der DBP übertragen.

Um den Notrufträgern, Polizei und Feuerwehr ein leistungsfähiges Notrufsystem anbieten zu können, hat die DBP in Zusammenarbeit mit den Innenministerien der Bundesländer und der Fernmeldeindustrie das Notrufsystem 73 entwickelt. Die DBP ist dabei zuständig für das Planen, Errichten und Betreiben aller dafür erforderlichen technischen Einrichtungen von der Quelle eines Notrufes bis zu der Abfrageeinrichtung bei den Notrufträgern.

1.2 Forderungen, Grundkonzept

Eine fundamentale Voraussetzung für einen funktionierenden Notrufdienst sind bundeseinheitliche Rufnummern, die möglichst jeder Bürger auswendig kennen sollte; sie müssen deshalb kurz und einprägsam sein. Welche Rufnummerngruppen gibt es in einem Ortsnetz?

- 0 Verkehrsausscheidungsziffer für den Ferndienst

- 1 Erste Ziffer für Verbindungen zu besonderen Diensten

- 0 . . . 9 Die mit diesen Ziffern beginnenden Rufnummern werden an Telefonteilnehmer vergeben, sie sind in den Ortsnetzen unterschiedlich ausgebaut.

Als Anfangsziffer für Notrufnummern kommt also nur die “1” in Frage. Deshalb wurden folgende Notrufnummern einheitlich im Bundesgebiet festgelegt:

- 110 Polizei

- 112 Feuerwehr

Weiter war zu fordern, daß ein von einem Telefonanschluß ausgehender Notruf stets die für dieses Gebiet zuständige Stelle erreicht. Dies ist nicht immer einfach, weil die Grenzen der politischen Gemeinden oder Landkreise häufig nicht identisch sind mit denen der Telefon- Ortsnetze. Außerdem fehlen meist auch direkte Kabelverbindungen zwischen Endvermittlungsstellen.

Für die Notruftechnik bedeutet das: Ortsnetzgrenzen und auch größere Entfernungen bei Umwegführung dürfen kein Hindernis sein. Andererseits ist technisch zu verhindern, daß die Notrufnummern über den Selbstwählferndienst zu erreichen sind.

Notrufe können von folgenden Anschlüssen ausgehen:

- Hauptanschlüsse

- Funktelefonanschlüsse

- Münz- oder Kartentelefone ohne Notrufmelder

- Münz- oder Kartentelefone mit Notrufmelder für münzfreien Notruf

- Notruftelefone z.B. an Bundesstraßen

Der Ursprung einer Notrufverbindung soll für den Notrufträger erkennbar sein. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Bei Notrufverbindungen über Notrufmelder oder Notruftelefone wird zusätzlich eine Standortkennung übermittelt und beim Notrufträger automatisch auf einer Anzeige dargestellt. Der Ursprung solcher Verbindungen ist also immer bekannt.

2. Bei Verbindungen von Hauptanschlüssen oder von Münz- und Kart-Tel ohne Notrufmelder aus hat der Notrufträger die Möglichkeit, die Verbindung zu “fangen”, d.h. die Auflösung zu verhindern. Die DBP muß dann allerdings den Anschluß mit einigem Aufwand ermitteln.

Um die ständige Betriebsbereitschaft zu garantieren, werden nicht nur Störungen an den Notrufeinrichtungen in den Netzknoten der DBP signalisiert. Auch die Leistugen des Notrufsystems werden laufend durch Tonfrequenzen überwacht. Dort auftretende Fehler werden ebenfalls signalisiert.

Ein Totalausfall aller Notrufanschlüsse von einem Ortsnetz zum zuständigen Notrufträger löst im Netzknoten ein dringendes Signal aus. Dann muß sofort - gegebenenfalls auch nachts - entstört werden.

Alle Notrufverbindungen sind für den Anrufer gebührenfrei. Münzfrei bedeutet zusätzlich, daß man an einem Münz- oder Kartentelefon Notrufe auch dann absetzen kann, wenn man keine Münzen bzw. keine gültige Telefonkarte besitzt.

2  Technische Einrichtungen des Notrufsystems 73

2.1 Notrufanschluß (NRAS)

Hierbei handelt es sich um den Telefonhauptanschluß des Notrufträgers, bei dem die Notrufe auflaufen. Um ihn für diesen Zweck weitgehend freizuhalten, kann er nur ankommend betrieben werden. Die Notrufträger haben sich verpflichtet, die Abfrage durchgehend besetzt zu halten, so daß Notrufe zu jeder Tageszeit abgefragt werden. Technische Einrichtungen des Notrufanschlusses:

- Notrufmeldeübertragung gehend (NRMUe-g) im Netzknoten

- Notrufmeldeübertragung kommend (NRMUe-k) beim Notrufträger

- Anschlußleitung (Festverbindung) zwischen den genannten Übertragungen

- Stromversorgungsanlage für die NRMUe-k beim Notrufträger

- Wandanschlußkasten (WAK) zum Anschließen der Abfrageeinrichtung

- Notrufabfrageeinrichtung (NRABE)

- Standortanzeige-Untersatz zur NRABE

Die Anschlußleitung zwischen NRMUe-g und NRMUe-k kann (bei einer Restdämpfung von 8 dB) maximal 400 km lang sein. Ihre tatsächliche Führung ist beliebig (z.B. Doppelader oder TF- Kanal). In jedem Fall handelt es sich um eine “Telefonleitung” mit einer Bandbreite bis 3,4 kHz. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen:

1. Alle zu übertragenden Signale und Zeichen liegen im Sprachband (Im Gesprächszustand wird für Rückwärtszeichen noch die Frequenz 50 Hz verwendet, weil diese kaum hörbar ist).

2. Gleichstromzeichen und die Speisung der Teilnehmereinrichtung über die Leitung sind nicht möglich. Beim Notrufträger ist deshalb auch eine unterbrechungsfreie Stromversorgung mit stationärer Batterie und Anschlußmöglichkeit für eine Netzersatzanlage erforderlich.

2.1.1 Notrufabfrageeinrichtung

Es sind verschiedene NRABE möglich. Einmal die

Posteigene Teilnehmereinrichtungen

- NRABE für eine Leitung (einfache Notrufhauptstelle)

Und zum anderen

Private Teilnehmereinrichtungen

- NRABE für mehrere Leitungen

- Notrufabfrageanlage

Von den privaten NRABE aus ist es grundsätzlich auch möglich, Notrufe an andere hilfeleistenden Stellen weiterzuvermitteln.

2.1.2 Notrufmeldeübertragungen (NRMUe)

Zum Verständnis der Zusammenhänge sind folgende Leistungsmerkmale bzw. Eigenschaften der NRMUe von Bedeutung:

a) Notrufnummern haben einen Dienstgruppenwähler-Ausgang. Die Notrufmeldeübertragung gehend (NRMUe-g) ist also nicht mit einem LW-Ausgang, sondern mit einem DGW-Schritt verbunden. Die NRMUe müssen deshalb die LW-Funktionen mit übernehmen.

b) Konstruktiv stellen die NRMUe eine Kombination von Relaistechnik und Elektronik dar; sie sind zum Einbau in Gestellrahmen bestimmt. Die NRMUe-k beim Notrufträger kann aber auch in einen Wandbeikasten oder einen Stahlschrank (wie für Telefonanlagen) eingebaut werden.

c) Vermeiden von Fehlanrufen: Kurzrufnummern, die mit “1” beginnen, erhalten häufig Fehlanrufe. Um solche Anrufe vom Notrufanschluß weitgehend fernzuhalten, schaltet die NRMUe-g bei einer Belegung erst nach 3 Sekunden zur NRMUe-k weiter.
Legt der Anrufer vorher auf, kommt keine Verbindung mehr zustande. Treffen während der Wartepause weitere Wählimpulse ein und hat dabei die erste Impulsserie nicht genau 12 Impulse, dann wird die Verbindung abgeworfen. Es gelangt ebenfalls kein Ruf zur Abfrage. Wird dagegen das Melderkennzeichen (12 Impulse) erkannt, so wird die Verbindung zum Notrufträger durchgeschaltet. Die anschließende 4stellige Standortkennung gelangt über die NRMUe-k zur Standortanzeige.

d) Fangen: Die NRMUe können bei 3 Betriebszuständen die Auslösung verhindern, damit ggf. der Anschluß des Anrufers ermittelt werden kann:

    1. Vom ersten Ruf ab vor dem Abfragen maximal ca. 40 Sekunden, d.h., jede Notrufverbindung wird automatisch zunächst gefangen. Dies hat einen doppelten Zweck:

    - Bei Anrufen ohne Standortkennung kann die Abfragekraft die Verbindung mit der Fangkennziffer “8” noch endgültig fangen, auch wenn der Anrufer zum Zeitpunkt des Abfragens schon aufgelegt hat.

    - Bei Anrufen mit Standortkennung wird durch das vorsorgliche Fangen gewährleistet, daß bei dem gleichen Verhalten des Sprechgastes die Standortnummer an der Abfrage noch angezeigt wird. Mit dieser Maßnahme kann man sogenannte “Klingelstörer” leichter feststellen.

    2. Automatisch vom Abfragen bis bei der NRABE der Hörer wieder aufgelegt wird, d.h., die Wahl der Fangziffer bei der Abfrage ist auch noch wirksam, wenn der Anrufer vorher aufgelegt hat.

    3. Nach Wahl der Fangziffer “8” endgültig. Anschließend kann der Hörer der NRABE aufgelegt werden; die Verbindung bleibt gefangen. Da die DBP nun diese Verbindung rückwärts verfolgen muß, wird der Fangzustand im Netzknoten signalisiert. Bei unbesetzten Netzknoten muß der Notrufträger die DBP telefonisch verständigen.
    Sobald das Personal der DBP mit der Rückverfolgung beginnt, wird ein Signalton an die gefangene Verbindung angelegt. Vor diesem Zeitpunkt hat die Notruf-Abfragekraft noch die Möglichkeit, den Fangzustand mit der Erdtaste zu löschen. Ist der rufende Anschluß festgestellt, wird die Verbindung aus Sicherheitsgründen bis zum Notrufträger durchgesprochen. Deshalb ist der Notrufanschluß vom Beginn des Fangzustandes bis nach dem Durchsprechen blockiert, also nicht frei für weitere Notrufe.
    Vorstehender Ablauf gilt für Anrufer im Bereich eines Netzknotens mit EMD-Technik. Kommt der festzustellende Anruf aus einem Netzknoten mit EWSO oder DIV, dann werden Rufnummer und Uhrzeit auf einem Drucker festgehalten. Da die Verbindung anschließend ausgelöst wird (Anrufer hat aufgelegt), kann eine solche Verbindung nicht durchgesprochen werden.

e) Zeichenaustausch zwischen den NRMUe: Die NRMUe-g sendet Vorwätszeichen mit 2820 Hz, die NRMUe-k Rückwärtszeichen mit 1980 Hz und während des Gesprächszustandes mit 50 Hz. Für Leitungen, die erst ab 300 Hz durchlässig sind, gibt es besondere Einrichtungen, die hier jedoch nicht behandelt werden können.

f) Überwachen der Anschlußleitung: Die Leitung wird im Ruhezustand auf Unterbrechung, Kurzschluß und Änderung der Übertragungseigenschaften überwacht. Dazu gibt es zwei Verfahren:

Beim Zweitonverfahren sendet jede Übertragung mit der unter e) genannten Frequenz und zwar im Taktverhältnis 10 ms Impuls, 10 ms Pause. In der jeweiligen Gegenübertragung werden die ankommenden Tonfrequenzen ausgewertet.

Eine in der NRMUe-g erkannte unzulässige Abweichung führt zur Sperre der Ue und zu einem Störungssignal im Netzknoten. Stellt der NRMUe-k eine Leitungsstörung fest, dann ändert sie das Tastverhältnis beim Aussenden “ihrer” Frequenz. Dies veranlaßt die Ue-g ebenfalls, die Leitung zu sperren und ein Signal zu bringen.
Da der Abgleich der Schaltung beim Zweitonverfahren problematisch ist, wurde das sogenannte Viertonverfahren entwickelt. Dabei sendet jede Übertragung zwei Frequenzen im Wechsel aus. (Eine entspricht dem Impuls und eine der Pause beim Zweitonverfahren). Auf Einzelheiten wird hier Verzichtet.

g) Auslösen: Wenn der Anrufer die Verbindung nicht vorwärts auslöst, kann die Abfrage den Notrufanschluß freischalten. Die Verbindung wird dann nach maximal 15 Sekunden rückwärts ausgelöst.
Anruf von Notruftelefonen werden immer rückwärts ausgelöst.

2.1.3 Standortanzeige

Bei Verbindungen, die von einem Notrufmelder oder einem Notruftelefon 80 (NRTel 80) ausgehen, wird anschließend an die Wahlinformation (110 oder 112) ein Melderzeichen (12 Impulse) und dann eine aus 4 Ziffern bestehende Standortkennung übertragen. Bestandteil eines einfachen Notrufhauptanschlusses ist unter anderem ein “Standortanzeige-Untersatz”. Dieses Gerät wird - wie der Name sagt - platzsparend unter den Abfrageapparat gestellt. An der Vorderseite befindet sich ein LED-Display, auf dem die Abfragekraft die Standortkennung ablesen kann. Mit diesem Code erkennt der Notrufträger sofort, von welchem Münz- oder KartTel mit NRM oder NRTel 80 angerufen wurde. Das ist besonders hilfreich, wenn Ortsunkundige einen Notruf absetzen wollen oder wenn Anrufer z.B. wegen Sprachschwierigkeiten keine ausreichende Ortsbeschreibung geben können.

2.2 Notrufmelder (NRM)

Hierbei handelt es sich um ein Zusatzgerät zum Münz- oder Kartentelefon.

Leistungsmerkmale:

- Herstellen münzfreier Notrufverbindungen, wahlweise zu Polizei oder Feuerwehr

- Abgabe des Melderzeichens (12 Impulse) und einer 4stelligen Standortkennung im Anschluß an die automatisch gewählte Rufnummer

- Kein Netzanschluß für den NRM selbst; Notrufe können auch bei Netzausfall des MünzTel abgesetzt werden (Mikrofonspeisung aus der OVst)

- Betriebssicherheit auch bei extremen Klimabedingungen

- Sicherheit gegen Manipulation

- Der NRM ist vor dem MünzTel in die Leitung eingeschleift. Wird er z.B. zur Instandsetzung abgenommen, ist die Leitung überbrückt. D.h., das MünzTel bleibt betriebsfähig.

Funktion:

Die Bedienung des NRM ist einfach. Er besitzt an seiner Frontseite einen Hebel, den man nach links oder rechts herunterdrücken kann. Betätigen nach links löst die automatische Wahl der Rufnummer 112 (Feuerwehr), nach rechts der Rufnummer 110 (Polizei) aus. Während der NRM abläuft, ertönt in regelmäßigen Zeitabständen ein Glockenton, um anzuzeigen, daß der NRM arbeitet. Das Gespräch wird über den handapparat des Münztelefons (MünzTel) geführt.

Der NRM ist ein elektromechanisches Gerät mit einem Federwerk und benötigt deshalb keine Stromversorgung. Beim Betätigen des Hebels wird die Feder aufgezogen und treibt anschließend den mechanischen Impulsgeber an. Dabei laufen folgende Vorgänge ab:

- Auftrennen der Schleife, um ggf. eine bestehende Verbindung auszulösen

- Kurzschließen des MünzTel. Damit wird verhindert, daß die automatische Wahl des NRM vom MünzTel aus gestört wird

- Aussenden der Impulsserien für die Wahl der Notrufnummern (ähnlich einem Nummernschalter)

- Anschließend wird eine Serie von 12 Impulsen, das “Melderzeichen” erzeugt. Damit erkennt die NRMUe-g, daß die Verbindung von einem Notrufmelder oder von einem Notruftelefon kommt. Sonst würde sie bei weiterer Wahl die Verbindung zum Notrufträger unterbinden (s. 2.1.2 c)

- Aussenden der im NRM individuell eingestellten Standortkennung

- Danach noch 440 ms Schleifenschluß, damit das vorsorgliche Fangen wirksam werden kann (s. 2.1.2 d)

- Aufheben des Kurzschlusses zum MünzTel. Jetzt muß der Hörer abgenommen sein. Die Gesprächsverbindung kann beginnen

Der beschriebene Ablauf des NRM dauert 14 Sekunden. Dabei erzeugt ein Impulskontakt 140 Impulse (Impuls- und Pausenzeit zusammen jeweils 100 ms). Die erforderlichen Impulsserien werden dadurch gebildet, daß dieser Impulskontakt für die Dauer der Pausen zwischen den Ziffern (Zwischenwahlzeit) überbrückt wird. Dann kommen vorübergehend keine Schleifen- unterbrechungen zustande. Die Kontakte, die die Impulse und Impulsserien erzeugen, werden von verschiedenen Nockenscheiben gesteuert, die das Federwerk antreibt.

2.3 Notruftelefon 80 (NRT 80), NRT-Teilnehmerschaltung (NRT-TS)

Notrufe müssen vor allem dort abgesetzt werden können, wo häufig Unfälle geschehen. In bewohnten Gebieten ist dies über Telefonanschlüsse verschiedenster Art und vor allem über öffentliche Sprechstellen mit Notrufmeldern gewährleistet. An Autobahnen gibt es seit längerer Zeit schon Notrufsäulen. Aufgrund einer Entschließung des Deutschen Bundestages wurde im Zusammenwirken zwischen den Bundesländern, der DBP und der Fernmeldeindustrie eine Notrufsäule speziell zur Aufstellung an Bundesstraßen entwickelt - das Notruftelefon 80. Im Gegensatz zu den Notrufsäulen an Autobahnen ist das NRT 80 in das Notrufsystem 73 eingebunden. Die von einem NRT 80 ausgehenden Verbindungen werden über eine Anschlußleitung und eine NRT-Teilnehmerschaltung im Netzknoten der DBP aufgebaut. Der weitere Weg führt über das Telefonnetz und dann - wie schon behandelt - über die Notrufmeldeübertragung zum Notrufträger.

Dabei erkennt man eine Besonderheit: Da die für den Verbindungsaufbau erforderliche Ziffernfolge nicht von dem Hilfesuchenden, sondern automatisch gewählt wird, kann die sonst bundeseinheitliche Rufnummer 110 bei Bedarf verkürzt werden (z.B. auf “10” oder “0”). Der zweckmäßigste Einstieg in das Telefonnetz hängt davon ab, welche Wahlstufen zwischen NRT- TS und NRMUe-g mindestens notwendig sind.

Forderungen an das NRT 80:

- Einfachste Bedienung

- Standortkennung

- Freisprechen

- Möglichst große Reichweite bei 2adriger Anschlußleitung

- Speisung über die Anschlußleitung aus dem Netzknoten

- Hohe Betriebssicherheit unter allen vorkommenden Klimabedingungen

- Wartungsfreundlichkeit

Um diese Vorgaben optimal erfüllen zu können, hat man Funktionen, soweit möglich, von der Notrufsäule in den Netzknoten verlagert. D.h., die NRT-TS hat wesentlich andere Aufgaben als z.B. die TS im EMD-System.

Wesentliche Teile eines NRT 80:

- Betonsockel

- Standrohr mit Kunststoffgehäuse

- Freisprecheinsatz

Betrachten wir Bedienung und Wirkungsweise am Ablauf einer Notrufverbindung. Der Hilfesuchende erkennt die orangerote Notrufsäule (NRT 80) an der Aufschrift “SOS” und dem Telefonhörer-Symbol. Eine Leuchtdiode zeigt die Betriebsbereitschaft an. An der Frontseite des Fernsprecheinsatzes befindet sich als einziges Bedienungselement ein kurzer Hebel. Zum Aufbau der Verbindung muß dieser Hebel mindesten 600 ms heruntergedrückt werden. Die dadurch eintretende Änderung des Schleifenstromes veranlaßt die NRT-TS im Netzknoten, die Verbindung automatisch aufzubauen. Sie wählt die vorher fest eingestellte Rufnummer, gibt das Melderkennzeichen (12 Impulse, wie beim NRM) und schließlich die 4stellige Standortkennung ab.

Im Besetztfall wird die Wahl, ebenfalls automatisch, wiederholt. Der Hilfesuchende erhält während des Verbindungsaufbaus aus dem Lautsprecher des NRT 80 die Ansage “Wir verbinden weiter”. Nach dem Belegen des Notrufanschlusses hört er den Freiton. Sobald sich die Abfrage des Notrufträgers gemeldet hat, besteht Sprechverbindung über den Fernsprecheinsatz des NRT 80.

Vom NRT 80 aus kann die Verbindung nicht ausgelöst werden. Dies muß immer von der Notrufabfrageeinrichtung rückwärts erfolgen.

Als weitere Leistungsmerkmale sind noch zu erwähnen:

- Die Reichweite liegt bei einem maximalen Schleifenwiderstand der Anschlußleitung von 1600 Ohm deutlich über der einer Asl im EMD-System. Damit ist fast überall die Anschließung an einen Netzknoten möglich.

- Die NRT-TS ist von der Fernsprechentstörungsstelle über das Wählprüfnetz erreichbar. Durch besondere Schaltungsmaßnahmen ist es dabei möglich, von des FeESt aus über die NRT-TS auch die wesentlichen Funktionen des NRT 80 zu prüfen, ohne daß ein Entstörer vor Ort sein muß.

Das NRT 80 ist eine posteigene Einrichtung; die Notrufträger bezahlen dafür Einrichtungs- und monatliche Gebühren.

Bilder

Notrufsystem 73

Notrufabfrageeinrichtung

Wandanschlußkasten

NRMUe-g

NRMUe-k

Notrufmelder

Notrufmelder, offen

NRT 80

Kopie der alten Seite http://www.sebastian-scheidt.de/html/notrufsystem_73.html Stand 14.08.2007 von Sebastian Scheidt.