Stand: 05.09.2017

SEL SEM 27



Obige Abbildung zeigt die Ursprungsausführung des SEM 27-80 mit 100 Kanälen im 50 kHz Kanalraster.

Bei diesem Gerät handelt es sich um ein 4-Meter-Band Funkgerät, das 1961 auf den Markt kam und die Zulassungsnummer D-341/61 erhielt.

Das Gerät für das 50-kHz-Kanalraster verfügt über einen Taster für Bandwechsel. Dieser Taster schaltet bei Gegensprechen den Empfänger auf die Sendefrequenz und den Sender aus. Durch diese Funktion sollte bei Betrieb über eine Relaistelle und schlechtem Empfang über das Relais ermöglicht werden, die Gegenstelle eventuell direkt zu erreichen. Diese Funktion bewährte sich allerdings nicht und dieses Gerät blieb das einzige, mit einer solchen Schaltung.

Da sich 1960 bereits ein Wechsel vom gebräuchlichen 50-kHz-Raster auf das 20-kHz-Raster mit einer entsprechenden Vergrößerung der Anzahl der Kanalpaare von 50 auf 120 abzeichnete, entwickelte SEL dieses Gerät direkt mit der Möglichkeit zum einfachen späteren Umbau auf das 20-kHz-Raster und bewarb das Gerät auch entsprechend.
Das zu der Zeit vergleichbare FuG 7a von Telefunken aus dem Jahre 1958 konnte nicht umgerüstet werden. Da bei dem Telefunken-Gerät ein kompletter Austausch notwendig war, bot das SEL SEM-27 dahingehend einen gewissen Investitionsschutz
Da das SEL SEM 27 leistungsmäßig mit dem FuG 7a vergleichbar war und auch den Anforderungen an ein zukünftiges (damals noch nicht festgelegtes FuG 7b) Vielkanalgerät entsprach, wurde das SEM 27 in größeren Stückzahlen auch seitens des Bundes beschafft. Für dieses Gerät gab es keine FuG-Nummer, es behielt die firmenspezifische Spezifikation.

Ab 1965 wurden die Geräte auf das 20 kHz-Kanalraster umgebaut bzw. neue Geräte als SEM 27-820 gebaut. Diese erhielten die Zulassungsnummer E 65/66.

Das Gerät wurde dann 1967 durch das FuG 7b abgelöst.

Hier die Version als 240-Kanal Gerät im 20-kHz-Kanalraster




Sowie die dazu gehörende Beschreibung:



Hier das Typenschild des ursprünglichen SEM 27-80 für das 50 kHz-Raster.




Umgerüstete Geräte erhielten einen entsprechenden Aufkleber:




Später direkt für das 20 kHz-Raster gebaute Geräte erhielten dann den Typenaufkleber SEM 27-820 GWL.




In dem zentralen Rundschreiben des Generalsekretariates des Malteser-Hilfsdienstes vom 7. Juli 1965, Az. Ia-8-01-5,14, als Preis für das SEL SEM 27-80 GWL der Betrag von 6.473,60 DM genannt wird. Es wird ausdrücklich als Idealgerät mit gleicher Leistung wie das FuG 7a der Fa. Telefunken bezeichnet. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich der Wechsel zum 20-kHz-Kanalraster ab und es wurde ausdrücklich erwähnt, das dieser Gerätetyp auf das neue Kanalraster umrüstbar ist.

Der Anschluß der Stromversorgung erfolgt an Anschlußbuchsen an der Seite unten.

Das Gerät gab es auch als reinen Funkempfänger. Die Bezeichnung dafür lautete E-27. Dabei handelte es sich im Prinzip um das SEM 27 jedoch ohne Antennenweiche und ohne Sender. Das Gerät war volltransistorisiert. Die Stromversorgung erfolgte über 6-V Nickel-Cadmium-Akkus für 10 Betriebsstunden. Die erforderliche Ladeeinrichtung war im Gerät eingebaut. Alternativ konnte das Gerät auch über die Fahrzeugbatterie /5 bis 28 V) oder Netzstrom 220 V betrieben werden. Die Maße betrugen 93 x 290 x 310 mm. Der Preis von 3.500 DM war 1965 sicherlich kein Schnäppchen.

Zum Vergleich - ein 29 jähriger verheirateter Polizeikommissar (Besoldungsgruppe A9) hatte 1964 einen Bruttolohn von etwa 876,00 DM monatlich.
Übrigens kostete 1965 ein VW 1200A Käfer mit 34 PS "nur" 4.485,-- DM, der VW 1300 Käfer mit 40 PS 4.980,-- DM.

Aufgrund der weiten Verbreitung des SEM 27 wurde auch ein sogenanntes Gabelteil entwickelt. Hiermit war es möglich, Telefonate sowohl aus dem regulären Telefonnetz wie auch von Feldtelefonen in den Funkverkehrskreis einzuleiten. Das abgebildete Gabelteil war speziell für das SEM 27 konstruiert und nicht mit anderen Geräten verwendbar. Leider kann ich zum Anschluß, zur Bedienung und zu den weiteren Funktionen des Gabelteils keine Angaben machen.




Für die Funkkraftwagen gab es auch eine Doppelstation, bezeichnet als SEM 27 KA. Diese bestand aus 2 Geräten SEM 27, 2 transistorisierten Gabelteilen und einer 10teiligen Zweidrahtvermittlung. Das 3teilige Gestell besaß eine hochklappbare Tischplatte. Die Funkgeräte konnten entnommen und abgesetzt betrieben werden. Pro Gerät war je eine Funkverbindung und Zweidrahtaufschaltung von maximal 8 OB- und 2 ZB-Leitungen möglich. Über beide Geräte konnte Relaisbetrieb abgewickelt werden. Es erfolgte eine automatische Umsetzung des Funk-Tonrufes in den 25-Hz-OB-Ruf und umgekehrt. Die Sendertastung erfolgte durch ein sprachgesteuertes Relais. Die Stromversorgung wurde über je einen 12-V Akku, 56 Ah mit Netzpuffergerät 220 V sichergestellt. Zusätzlich war die Ladung durch die Fahrzeuglichtmaschine möglich. Die Maße des Tisches betrugen 800 mm hoch, 1350 mm breit und 350 mm tief. Das Gewicht lag bei etwa 130 kg.

Zur SEM 27 KA liegt mir eine kurze Beschreibung vor.

Auch wurde ein spezielles Prüfgerät mit der Bezeichnung PG 27-1 hergestellt, das auch für das spätere SEL FuG 7b / FuG 9 verwendet werden konnte.