Kopie der Internetseite http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/inneres/polizei/daten-und-fakten/geschichtliches/start.html vom 23. März 2005
Polizei Hamburg - Daten und Fakten – Geschichtliches
Stand: 1.9.2004
|
|
Geschichtliches - Notruf Polizei 110
Polizeieinsatzzentrale - Herz der Polizei
Die Rufnummer 110 kennt jeder.
Der Bürger erreicht damit "rund um die Uhr" seine Polizei, wenn er schnell Hilfe benötigt. Der Polizei Notruf 110 kann von jedem privaten oder öffentlichen Telefon kostenlos angewählt werden. Öffentliche Telefonzellen können dabei münz- und kartenfrei benutzt werden. Über die hellorangefarbenen Notrufsäulen mit dem SOS - Zeichen wird der Hilfesuchende ebenfalls direkt mit dem Notruf der Polizei verbunden.
Wo kommen diese Anrufe an?
Bei den Beamtinnen und Beamten der Polizeieinsatzzentrale im Polizeipräsidium, das "Herz der Polizei" genannt. Die Männer und Frauen, die hier Tag und Nacht am heißen Draht sitzen, sind erfahrene Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte. Sie bewältigen die Flut der täglichen Anrufe (aus dem Hamburger Stadtgebiet und allen Orten mit Hamburger Vorwahl) ebenso freundlich, wie sie mit Übersicht und kühler Besonnenheit den Einsatz der Peterwagen lenken. 1999 wurden ca. 800.000 Notrufe entgegengenommen. Für die Bearbeitung der Einsätze wurden 556.933 Funkstreifenwagen eingesetzt.
Chronik
Polizeifunk gestern und heute - Geschichte des Funksprechverkehrs bei der Polizei Hamburg
Heutzutage ist es selbstverständlich, daß sich Einsatzfahrzeuge untereinander und mit der Zentrale über Funk verständigen. Aber wie lange gibt es das schon?
Die Entwicklung im Bereich der Funktechnik war 1942 bereits soweit fortgeschritten, daß die Polizei Hamburg im Frühjahr beschloß Funksprechverkehr mit ihren Fahrzeugen einzuführen. Im Sommer baute die Firma Telefunken eine Versuchsanlage. Diese bestand zunächst aus einem ortsfesten Sender und Empfänger im Turm der Michaeliskirche und einer Fahrzeuganlage, ebenfalls mit Sender und Empfänger. Die Betriebszentrale und der Kontrollraum (Fernruf 01 und Funkleitstelle) befanden sich im Stadthaus, Ecke Stadthausbrücke und Neuer Wall. Die gesamte Anlage war bereits für modernes Gegensprechen ausgelegt. Die gemeinsamen Versuche der Firma Telefunken und der Polizei Hamburg wurden im Herbst 1942 so erfolgreich abgeschlossen, daß man sich gemeinsam an den Aufbau einer größeren Anlage machte. Im Juni 1943 war dieses Vorhaben verwirklicht. Die erste Stadtfunkanlage setzte sich zusammen aus:
einem ortsfesten Sender im Turm der Nicolaikirche, mit einer Leistung von 800 Watt
je einem ortsfesten Empfänger in den Türmen der Michaeliskirche und der Pauluskirche
je einem ortsfesten Empfänger in den Wassertürmen Stadtpark, Lohbrügge und Blankenese
einem Kontrollempfänger
der Betriebszentrale und dem Kontrollraum im Stadthaus
12 Polizeifahrzeugen, davon:
2 Fahrzeuge des Unfallkommandos
2 Fahrzeuge der Verkehrsüberwachung
1 Fahrzeug der Mordkommission
1 Fahrzeug der Nachrichtentechnischen Abteilung (NTA)
6 Abschnittswagen, sogenannte Radio- oder Radiostreifenwagen (RADIWA)
Die erste Stadtfunkanlage konnte jedoch nur 4 Wochen genutzt werden, da wesentliche Teile der Anlage durch alliierte Bombenangriffe zerstört wurden.
Da die Anlage innerhalb ihrer kurzen Betriebszeit zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel der Polizei geworden war, wurde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, den Betrieb wieder aufzunehmen. Eine Maßnahme war der Umbau einer Fahrzeuganlage zu einer behelfsmäßigen, ortsfesten Station. Es wurden außerdem zwei neue 1000 Watt Sender angeschafft. Aus Luftschutzgründen mußten diese in die Kellerräume des Wasserturms im Stadtpark und in das Gebäude des Deutschen Ring eingebaut werden.
Die zweite Stadtfunkanlage stand der Polizei ab Mai 1944 zur Verfügung und konnte bis zum Kriegsende ohne nennenswerte Unterbrechungen genutzt werden.
Mit dem Kriegsende fand der Polizeistadtfunk zunächst sein Ende. Die Geräte wurden zum Teil zerstört, beschlagnahmt oder einfach entwendet.
Bereits im Juni 1945 verhandelte die Polizei mit der englischen Militärregierung über den Aufbau einer neuen Polizeistadtfunkanlage. Man hatte mit steigenden Kriminalitätsraten zu kämpfen und benötigte den Radiostreifendienst als wirksames polizeiliches Hilfsmittel.
Im Mai 1946 erteilte die englische Militärregierung die Genehmigung. Durch die Vorarbeiten der Nachrichtentechnischen Abteilung war es schon am 6. Mai 1946 möglich, die dritte Polizeistadtfunkanlage in Dienst zu stellen. Die ersten fünf Radiostreifenwagen waren jedoch nur mit Empfängern ausgerüstet, konnten Funksprüche also nicht beantworten. Somit gab es keine Gewähr für das Ankommen der Einsatzbefehle. Störungen der Funkanlage bemerkten die Streifenwagenbesatzungen erst beim Ausbleiben der Prüfsendungen, die halbstündig vom Kontrollraum ausgestrahlt wurden.
Im Laufe der Jahre 1947/48 gelang es, die provisorische Anlage soweit auszubauen, daß bereits zehn RADIWA im Einsatz waren, vier davon mit Fahrzeugsendern.
Der Ausbau der Anlage und die Entwicklung neuer Geräte für den Sprechfunkverkehr wurden von der Polizei in Zusammenarbeit mit der Firma Telefunken und dem Entgegenkommen der Militärregierung stetig vorangetrieben. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage stellte besonders die Beschaffung von Kraftfahrzeugen ein großes Problem dar.
Bis Ende 1949 unterstanden die Radiowagen in personeller und taktischer Hinsicht den Polizeiabschnitten, in denen sie Dienst versahen (Tabelle 1, s.u.).
Die Besatzungen der Radiowagen brachten ihre Ausrüstungs- und Bekleidungsstücke in den jeweiligen Revieren unter, führten dort den Schichtwechsel und die Erfrischungspausen durch.
Mit Wirkung vom 1. August 1949 wurde bei der Polizei Hamburg die Radio-Einsatz-Abteilung (REA) aufgestellt. In dieser Abteilung wurden alle Radiostreifenwagen und ihre Besatzungen (Beobachter, Funker und Fahrer) sowie der Kontrollraum zu einer Einheit zusammengefaßt.
Ende 1949 verfügte Hamburg über die größte und vorbildlichste Polizeistadtfunkanlage Deutschlands. Der Kontrollraum befand sich jetzt im Gebäude des Deutschen Ring am Karl-Muck-Platz. Auf Hamburgs Straßen waren zwölf Radiowagen (ab Mai 1950 kam ein Reservefahrzeug hinzu) und fünf Fahrzeuge von Sonderdienststellen im Einsatz. Alle Fahrzeuge waren jetzt mit Sender und Empfänger ausgerüstet.
Die Radiostreifenwagen und der Fernruf 01 wurden bei der Bevölkerung immer beliebter und bekannter. Dazu trug sicherlich auch der Dokumentarfilm "01 greift ein" bei, der in sämtlichen Lichtspielhäusern gezeigt wurde.
Vor interessierten Gruppen (Parteien, Vereinen, Berufsverbänden etc.) hielt die Polizeiführung außerdem Vorträge über den Radiostreifendienst. Die steigende Zahl direkter Notrufe über 01 zeigte schnell den Erfolg dieser Bemühungen.
Die auffällige Form der Radiowagen (ehemalige Sanitätsfahrzeuge) trug zwar einerseits zur Beruhigung (sichtbare Präsenz) der Bevölkerung bei, wirkte sich aber in besonderen Fällen für den polizeilichen Erfolg auch nachteilig aus. Aus diesem Grund ging man dazu über, auch zivile Radiowagen in Dienst zu stellen.
Im Zuge einer bundeseinheitlichen Regelung wurde am 1. April 1953 die Hamburger Notrufnummer von 01 auf 110 umgestellt.
Am 3. Mai 1955 wurde die Radio-Einsatz-Abteilung in Funk-Streifen- Abteilung (FuStA) und die Radiostreifenwagen in Funkstreifenwagen (FuStw) umbenannt. Mit Wirkung vom 1. November 1958 wurde die Funk-Streifen-Abteilung aufgelöst. Die FuStA wurde in Funk-Streifen- Zentrale (FZ) umbenannt und organisatorisch neu gegliedert. Die Funkstreifenbesatzungen wurden zu den Revieren versetzt.
Zum Zeitpunkt der Auflösung setzte sich die Funk-Streifen-Abteilung aus drei Oberbeamten (Dienststellenleitung) und 217 Beamten (Kontrollraummitarbeiter und FuStw-Besatzungen) zusammen.
Die neue Funk-Streifen-Zentrale wurde zur Durchführung ihrer Aufgaben in den Aufnahmeraum (Polizei Notruf 110, Alarmanlagen und Feuerwehrfernschreiber), die Funksprechzentrale und den Fernschreibraum gegliedert. Die neue Sollstärke wurde auf 66 Beamte (ein Polizeirat, sechs Polizeiobermeister und 59 Polizeiunterwachtmeister bis Meister) festgelegt.
Am 26. Mai 1962, um 14 Uhr nahm die Funk-Streifen-Zentrale (kurz: Funkzentrale) den Betrieb im Polizeipräsidium am Berliner Tor auf.
"Überfall 110 schweigt keine Sekunde"
"Heute mittag 14 Uhr übernimmt modernste
Funkzentrale ihren Dienst"
lauteten die Schlagzeilen der Presse.
Die neue Einsatzzentrale war von der technischen Ausrüstung im Funk- und Aufnahmebereich vorbildlich. Im Aufnahmebereich standen acht Aufnahmeplätze zur Verfügung, im Funkbereich verfügte die Polizei Hamburg über sechs Funkkanäle (zwei für Katastrophenfälle). Modernster Art war die Notrufmeldeanlage mit einer Kapazität von 2400 Anschlüssen, von denen bereits 800 (Banken, Juweliere und Privatleute) bei Inbetriebnahme genutzt wurden.
Um die aufgenommenen Notrufe an den Funkraum weiterzuleiten stand ein Transportband zur Verfügung, welches die Einsatzkurzberichte (EK) mit einer Geschwindigkeit von drei Metern in der Sekunde beförderte. Die Anzahl der Funkstreifenwagen (Peterwagen) hatte sich auf 83 erhöht.
Im September 1976 wurde aus der Funk-Streifen-Zentrale die Polizeieinsatzzentrale.
Mitte 1976 erstellte eine polizeiinterne Arbeitsgruppe eine Analyse und Bestandsaufnahme zum Thema "Polizeieinsatzzentrale der Zukunft". Es folgten Planungs- und Entwicklungsjahre.
Ende 1977 wurde zunächst der Aufnahmebereich der "62er Anlage" erneuert und erweitert.
Im Oktober 1984 wurde mit dem Bau der neuen Einsatzzentrale auf dem Gelände des Polizeipräsidiums Berliner Tor begonnen.
Die Inbetriebnahme war für Mitte 1987 geplant, mußte in der Folgezeit aber mehrfach aufgrund technischer Probleme verschoben werden. Nach Untersuchung durch ein unabhängiges Unternehmen wurde das System ausgetauscht.
Im November 1994 sorgte dann die "alte Polizeieinsatzzentrale" für Aufsehen, als es zum ersten Totalausfall der Notrufleitungen "110" kam. Für mehrere Stunden war der Polizei Notruf nur über zwei Notleitungen zu erreichen.
Am 4. August 1996 wurde das Hamburger Einsatzleitsystem Polizei in Dienst gestellt.
Mit HELP erhielt die Polizei eine der modernsten Einsatzzentralen Deutschlands auf Basis eines Computernetzwerkes. Als besondere Neuerung wurde auch das Funkmeldesystem (FMS) eingeführt. Durch das FMS-System können die Fahrzeugbesatzungen Standardmeldungen per Tastendruck weitergeben. Der Sprechfunkverkehr wird dadurch erheblich entlastet.
Am 13. Februar 2000 war es dann erneut soweit, die Polizeieinsatzzentrale zog in das neue Polizeipräsidium in Winterhude um.
Tabelle 1 (Stützpunktreviere der Radiostreifenwagen 1949)
Funkrufname |
Fahrzeugtyp |
Baujahr |
Fahrzeugform |
Stützpunktrevier |
1 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache10 (Martinistr.) |
2 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 26 (Feldbrunnenstr.) |
3 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 30 (Hohe Bleichen) |
4 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 66 (Lübecker Str.) |
5 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 45 (Billstedt) |
6 Peter |
Ford V8 |
1938 |
Pkw |
Revierwache 92 (Bahrenfeld) |
7 Peter |
DB |
1939 |
Pkw |
Revierwache 72 (Altona) |
8 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 82 (Freihafen Veddel) |
9 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 58 (Harburg) |
10 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 100 (Schädlerstr.) |
11 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 111 |
12 Peter |
DB 170 V |
1948 |
Sanitätswagen |
Revierwache 113 (Wilhelmsburg) |
13 Peter Reserve ab 05/1950 |
DB |
1937 |
Pkw |
Revierwache 34 |
Tabelle 2 (Einsatzstatistik der Funkstreifenwagen von 1946 bis 1999)
Jahr |
Anzahl FuStw |
Anzahl eingesetzte FuStw |
1946 |
5 |
3087 |
1947 |
6 |
5389 |
1948 |
6 |
5635 |
1949 |
9 |
9314 |
1950 |
12 |
20430 |
1951 |
16 |
34162 |
1952 |
18 |
42214 |
1953 |
22 |
53212 |
1954 |
23 |
55705 |
1955 |
24 |
62035 |
1956 |
25 |
76136 |
1957 |
47 |
106260 |
1958 |
68 |
113374 |
1959 |
68 |
143772 |
1960 |
82 |
210550 |
1961 |
82 |
238831 |
1962 |
83 |
238578 |
1963 |
83 |
259561 |
1970 |
86 |
361698 |
1980 |
98 |
430057 |
1990 |
99 |
516312 |
1995 |
99 |
475975 |
1996 |
99 |
491057 |
1997 |
99 |
554620 |
1998 |
99 |
555166 |
1999 |
99 |
556933 |